Wofür brauche ich eine Bluterkrankung?
In meiner Kindheit und Jugend hatte ich immer wieder Ohnmachtsanfälle während Versammlungen und bei Klavierstunden. Ich nahm das als gegeben hin. Als ich mit meinen Kindern schwanger wurde, wurde bei einem Bluttest festgestellt, dass ich zu wenige rote Blutkörperchen hatte („Thalassemia Minor“). Mein Körper produzierte abnorme Formen von Hämoglobin, dem Proteinmolekül in den roten Blutzellen, an das sich Sauerstoff binden kann. Meine Bluterkrankung drückte sich in einer umfangreichen Zerstörung von roten Blutkörperchen aus, was zu einer Sauerstoffunterversorgung führte. Dies erklärte meine Ohnmachtsanfälle, meine flache Atmung und sogar einen Buckel auf der rechten Seite meines Rückens.
Erst als ich in Kontakt mit der Arbeit von Prof. Ruppert kam, schaute ich auf die Ursache, mein Kindheitstrauma. Es stellte sich heraus, dass ich „Thalassemia“ hatte, weil ich meine Eltern retten wollte, die beständig miteinander im Streit lagen. Ich erlebte auch eine erstaunliche Veränderung bei meinem Rückenbuckel, als ich realisierte, dass ich den Stress meiner Mutter in meinem Körper trug.
Auch bei meinen Klienten beobachte ich alle möglichen Formen kreativer Versuche, ihre Eltern zu retten. Die ganze Zeit krank zu sein, lenkt die Eltern von ihren Streitereien ab. Ich verstand dann auch, wie ich als Mutter meinen Stress wiederum unbewusst an meine Kinder weitergegeben habe, indem ich mich in eine Opferhaltung geflüchtet hatte.
Rebecca Lee ist IoPT Therapeutin, seit 2014 machte sie Fortbildungen bei Christine Foong Wong, Vivian Broughton und Franz Ruppert. Seit 2015 arbeitet sie in Gruppen wie im Einzelsetting in Singapur und in Manila. 2017 graduierte sie in Identitätsorientierter Psychotraumatheorie und –therapie.