Gesunde Autonomie

Verein zur Förderung einer gesunden Autonomieentwicklung von Menschen e.V.

Ingrid PergKörperlich sichtbares Trauma

Wie gehen wir damit um, wenn „Körperlich sichtbares Trauma“ im Vordergrund steht? Es sich „offensichtlich“ nicht verdrängen lässt und tagtäglich sichtbar ist für Kriegsinvalide, bei Gewaltopfern, Opfern von Beschneidungen, bei Narben von OPs oder bei Unfällen? Inwieweit wird diese tagtägliche Erinnerung verdrängt und versucht auszublenden?

Im Laufe meiner jahrelangen Arbeit kann ich beobachten, dass bei solchen Menschen eine starke Täter-Opfer-Dynamik vorherrscht. In ihrer Täterstruktur fügen sich Menschen im Narbenbereich immer wieder bewusst und unbewusst Verletzungen zu, beschwichtigen Schmerzen, blenden funktionelle Beeinträchtigungen und dauerhafte Behinderungen aus. Sie machen sich über dauerhafte Schmerzen lustig und sprechen davon, einen guten und hohen Schmerztoleranzpegel zu besitzen. Im Opfer Sein leben solche Menschen ihre körperlich sichtbaren Wunden oft mit gut geglaubtem Vorteil aus. Schon in der Anamnese kann ich erkennen, dass ihre offensichtlichen Beeinträchtigungen einen riesengroßen Platz in ihren Leben einnehmen und sie stundenlang und oft lächelnd darüber sprechen wollen. Sie sehen Vorteile in ihrer finanziellen frühpensionierten Situation und nutzen die Pflege ihrer Kinder, Pflegepersonen und leben darin nicht erfüllte symbiotische Bedürfnisse in der jetzigen Zeit aus.

Im therapeutischen Ansatz ist es ein wichtiges Thema, solche Menschen zu unterstützen, sich ihrer Traumas erst einmal bewusst zu werden. Sie müssen in der Therapie und Beratung Möglichkeiten finden, ihr eigenes sichtbares Erleben zu realisieren, Abgespaltenes zu integrieren um aus der Traumabiographie aussteigen zu können. Es ist für sie notwendig, sich mit dem sichtbaren Trauma körperlich wahrnehmen zu können, zu realisieren, was war und emotionale Prozesse in Bewegung kommen zu lassen. Es ist für sie erforderlich, sich auf den Weg zu machen und eine gesunde Beziehung zu sich selbst entstehen zu lassen.

 

Ingrid Perg, geboren 1965 in Lienz, verheiratet und Mutter von drei Kindern, Dipl. Lebens-und Sozialberaterin, Staatl. geprüfte Heilmasseurin, Dipl. Hypnosepractitioner, seit 2008 in eigener Praxis in Lienz tätig. Seit 2011 Aus- und weitere Fortbildungen mit Prof. Dr. Franz Ruppert, 2014 - 2016 Fortbildung in Somatic Experiencing nach Peter Levine, 2017 Fortbildung bei Prof. Dr. K.H. Brisch in Bindungspsychologie.

www.ingridperg.at 
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